1909 benannt, zuvor Brühlstraße genannt. Verbindung von der Kaiser-Franz-Josef-Straße zur Spielerstraße.
Mit „Sonnenwende“ wird sowohl Winter- (21./22. Dezember) wie Sommersonnenwende (21./22. Juni) bezeichnet. Der kürzeste und der längste Tag waren schon seit vorchristlicher Zeit mit Fruchtbarkeitsbräuchen und Abwehrzauber verbunden. Auch im christlichen Bereich erlangte das Brauchtum um die Johannisnacht (Sommersonnenwende) und um Weihnachten besondere Bedeutung.
Zu Beginn unseres Jahrhunderts bestand in Hohenems eine Südmark-Ortsgruppe, die zusammen mit den übrigen Südmark-Ortsgruppen Vorarlbergs den germanischen Brauch der Sonnwendfeier aufgriff. Entlang der ganzen Bergkette von Bregenz bis Feldkirch wurden zur Sommersonnenwende Feuer entzündet. Die Hohenemser Mitglieder wählten hiezu die Schillerwarte am Stein (siehe Steinstraße).
Es wurde aber auch versucht, die gesamte Ortsbevölkerung in die Sonnwendfeiern einzubeziehen. Im Jahr 1912 luden beispielsweise die Leitungen der völkischen Vereine von Hohenems im Gasthaus zum „Einfirst“, „während auf den umliegenden Höhen die Sonnwendfeuer zum Himmel lodern“, zu einer „Sonnwend-Talfeier“ ein. Angesprochen waren, wie es in der Einladung heißt, „alle volksbewussten Frauen,
Mädchen und Männer, insbesondere sämtliche Mitglieder der Südmarkortsgruppe, des deutschen Schulvereines und des wackeren Turnvereines“.
Als es im Jahr 1909 um die Straßenbenennung ging, wollten diese liberalen Kreise mit der Straßenbezeichnung „Sonnwendstraße“ auf dieses Brauchtum wohl besonders hinweisen.
Norbert Peter, 1984