2001 benannt. Abzweigung von der Spielerstraße. Privatstraße
Paul Grüninger, 1891 – 1972, Polizeikommandant in St. Gallen
Hauptmann Paul Grüninger rettete in den Jahren 1938 und 1939 mehrere hundert – vielleicht auch mehrere tausend – jüdische und andere Flüchtlinge vor der nationalsozialistischen Verfolgung und Vernichtung. Trotz schweizerischer Grenzsperre nahm er sie in St. Gallen auf, missachtete die Weisungen des Bundes und übertrat auch Gesetze, um die Flüchtlinge zu schützen. Diese sollten zurückgeschickt werden. Grüninger, der mit der Not und der Verzweiflung der Flüchtlinge an der Grenze direkt konfrontiert gewesen war, brachte es nicht übers Herz, sie zurückzuschicken. Er unterschrieb Dokumente, verfasste Empfehlungsschreiben und schlug der Israelitischen Flüchtlingshilfe vor, die Einreisedaten der Emigranten vorzuverschieben, um ihren Aufenthalt später legalisieren zu können.
Als die Behörden von Grüningers Tätigkeiten erfuhren, wurde er vom Dienst suspendiert und 1939 von der St. Galler Regierung fristlos entlassen. Nach erfolglosen Versuchen, ihm unter anderem Bestechung und Geisteskrankheit anzulasten, wurde er 1940 vom Bezirksgericht St. Gallen wegen Amtspflichtverletzung und Urkundenfälschung verurteilt. Er wurde verfemt und später vergessen. 1970 rang sich die St. Galler Regierung dazu durch, Grüninger für seine menschliche Einstellung zu gratulieren, ohne ihn jedoch zu rehabilitieren. Bis zu seinem Tod lebte er in Armut. Erst 1993, mehr als zwanzig Jahre nach seinem Tod, wurde Grüninger durch die St. Galler Regierung politisch rehabilitiert, im darauf folgenden Jahr wurde er vom Bezirksgericht in St. Gallen posthum freigesprochen und rehabilitiert, wieder ein Jahr später veröffentlichte der Schweizer Bundesrat eine Ehrenerklärung für ihn.
Norbert Peter, 2009
2012 wurde ihm zu Ehren die Brücke über den Alten Rhein zwischen Hohenems und Diepoldsau als Paul-Grüninger-Brücke benannt.
2014 erschien der Film „Akte Grüninger„.