Mühlgasse

1909 benannt, zuvor Mühleweg. Verbindung entlang des Emsbaches vom Schlossplatz zur Jakob-Hannibal-Straße. Privatstraße.

Der Mühle fällt seit Alters her in der Versorgung der Bevölkerung eine ganz entscheidende Rolle zu. Aus diesem Grund, und weil es an einer Mühle auch etwas zu verdienen gab, war in der Grafschaft Hohenems die Müllerei zunächst fest in der Hand des Herrn. Die gräfliche Mühle war eine Zwangsmühle, das heißt die Untertanen waren gezwungen, ihr Getreide dort mahlen zu lassen. Sie hatte ihren ersten Standort  höchstwahrscheinlich schon linksseitig am Emsbach, etwa beim Parkplatz der „Oberen Fabrik“,  Sägerstraße 34. Sie wurde erstmals 1549 erwähnt. Der Graf war als Besitzer für die Instandhaltung der Mühle verantwortlich, im übrigen wurde sie an einen Müller verpachtet. Diese Mühle wurde durch ein Wasserrad betrieben, das aus dem Emsbach gespeist wurde. Später besaßen die Grafen auch Rheinmühlen, die auf fest verankerten Schiffen aufgesetzt waren und unterschlächtig, das heißt durch das unten durchfließende Wasser betrieben wurden.

Mit der Veräußerung des gräflichen Besitzes im 19. Jahrhundert ging auch die Mühle am Emsbach in private Hände. Nach 1857 wurde das Gebäude in den neu errichteten Weberei-Betrieb der Gebrüder Rosenthal einbezogen.

Um diese Zeit gingen am oberen Emsbach „In der Säge“ zwei andere Mühlen in Betrieb, die ihren Energiebedarf wie die damals dort bestehenden drei Textilbetriebe, mehrere Sägen und ähnliche Werke aus dem immer wieder gestauten und künstlich weitergeleiteten Emsbachwasser (unter Einbeziehung des Gsohl-Baches) gewannen. Mit der Mühle in der Reute und einem Mühlrad am Gsohl-Bach sind am oberen Emsbach jedenfalls im 19. Jahrhundert elf (!) Mühlräder zur Energiegewinnung nachzuweisen.

Der erste private Mühlenbetrieb – also neben der gräflichen Zwangsmühle – war allem Anschein nach die Mühle, die der Mühlgasse auch ihren Namen gegeben hat, beim heutigen Sägewerk Anton Amann. Sie wird in einem Kaufvertrag des Jahres 1818 erstmals erwähnt. Auch sie bezog den notwendigen Antrieb aus dem Emsbach, dessen Wasser knapp unterhalb der „Platzbruck“ in einem zunächst offenen, später gedeckten Mühlkanal dem Wasserrad zugeführt wurde (1967 wurde der Kanal aufgelassen). Das Wasserrad hatte immerhin den stolzen Durchmesser von zwölf Metern.

Ab dem Jahr 1896 wurde neben dieser Mühle auch schon eine Säge mit Vollgatter betrieben. Dass gerade diese Straße die Bezeichnung „Mühlgasse“ zu Recht erhalten hat, sieht man daraus, dass die älteste private Mühle auch alle anderen überdauert hat. Im Jahr 1953 wurde der Mühlbetrieb, der damals vier Mahlgänge umfasste, eingestellt.

1838 verkaufte der damalige Besitzer der Mühle den Platz unterhalb der Mühle an die Christen- und Israeliten-Gemeinde zur Errichtung einer Schlachtbank. Diese erwarben damit auch das Recht, das Wasser des darunter abfließenden Mühlkanals zu nutzen. Einige Zeit lang hatte dann noch die Israelitengemeinde das Schlachthaus allein in Besitz, bevor sie den Platz an Abraham Eggs Witwe Bertha verkaufte. Ihr Mann hatte kurz zuvor die gegenüberliegende Fabrik errichtet.

Im Jahr 1957 konnte die Pfarre Sankt Karl das unter dem unermüdlichen Einsatz von Kaplan Emil Bonetti erbaute Jugendheim an der Mühlgasse einweihen und der Bestimmung übergeben.

Norbert Häfele, 1984

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