Konrad-Renn-Straße

1965 benannt. Im Ortsteil Herrenried verbindet die Konrad-Renn-Straße, an Kirche und Schulen  vorbeiführend, die Nibelungenstraße mit der Markus-Sittikus-Straße.

Konrad Renn 1881 – 1959

Pfarrer Konrad Renn war ein Original in jeder Hinsicht, mit einem trockenen, manchmal etwas bissigen Humor ausgestattet, aber stets mit ganzer Kraft bemüht, auszugleichen, zusammenzuführen, Frieden zu stiften. In politisch unruhigen, ja unmenschlichen Zeiten war er Bindeglied, wirkte ausgleichend in die Familien hinein, die er so gut kannte wie kaum ein „echter“ Emser. „Man muss zu Fuß durch die Gemeinde gehen, dann kommt man mit den Leuten ins Gespräch“, sagte er und handelte auch so. Seine Sprache, an der bilderreichen Sprache der Bibel geschult, war originell und voll Mutterwitz. Er war äußerlich ein trockener Patron, aber das Wort Gottes nahm er sehr ernst, besonders das Gleichnis vom guten Hirten war tief in seine Seele eingeprägt und immer wieder Richtschnur seines Handelns. 45 Jahre hat er in der Gemeinde gewirkt und ihr seinen Stempel aufgedrückt.

Konrad Renn wurde am 25. Juli 1881 als armer Bauernbub in Krumbach im Bregenzerwald geboren. Nach acht Volksschuljahren besuchte er von 1895 bis 1903 das Gymnasium in Bregenz und studierte  anschließend Theologie in Brixen, wo er am 29. Juni 1907 im Dom zum Priester geweiht wurde. Neben abschließenden Theologie-Studien in Brixen half er als Priester in Antholz (Südtirol) aus. Von 1908 bis 1914 wirkte er als Frühmesser in Frastanz, Dornbirn-Oberdorf, Dornbirn-Markt und Lingenau.

Am 1. Oktober 1914, kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, trat Konrad Renn seinen Dienst als Frühmesser in Hohenems an, und gleich bewies er seinen Einsatz für den Nächsten. Neben seinem priesterlichen Wirken erlernte er in wenigen Wochen die cyrillische (russische) Schrift, um an die Kriegsgefangenen in Russland über das Rote Kreuz richtig adressierte Briefe schicken zu können.

In der politisch aufgewühlten Zeit des Zusammenbruchs der Monarchie 1918 und der ersten Jahre der Republik Österreich wirkte sich das Ausgleich suchende Verhalten Renns schon so aus, dass sich die Vertreter aller politischen Parteien in der Gemeinde dafür aussprachen, ihr Frühmesser möge als Pfarrer von Hohenems bestellt werden. Am 1. März 1920 wurde Konrad Renn Pfarrer, und es freute ihn, dass die
„Emser“ sich für ihn eingesetzt hatten.

Konrad Renn war Pfarrer in einer Zeit, in der Priester aktiv parteipolitisch tätig waren (1920 – 1938),  während der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich mit ihrer Bedrohung und Unterdrückung (1938 – 1945) und in den Nachkriegsjahren mit ihren auch für die Kirche gewaltigen und tiefgreifenden Veränderungen auf allen Gebieten (1945 – 1959). Es brauchte viel Gespür und Realitätssinn, um diese gefährlichen Übergänge möglichst nahtlos zu bewerkstelligen, um in echter Traditionstreue und zugleich aufgeschlossen für das notwendige Neue im Leben des Pfarrvolkes handeln zu können.

Damit das möglich war, mussten alle Mitarbeiter des Pfarrers am gleichen Strang ziehen, und hier zeigte Pfarrer Renn seine psychologischen Fähigkeiten, indem er echte Verantwortung über einen bestimmten Teil der Seelsorge übergab, selbständig arbeiten ließ und, wenn es notwendig war, helfend zur Seite stand.  So wirkte Pfarrer Renn über die politischen Parteien hinweg in viele Bereiche der Gemeinde hinein, sein Wort hatte großes Gewicht, man wusste, dass ein selbstloser, kluger Mann gesprochen hatte.

Die längst fällige Innenrenovierung der Pfarrkirche wurde 1949 begonnen. Sie veränderte vor allem den Altarraum, und als Krönung wurde schließlich der Renaissancealtar, der die alte „Hannibalkirche“ von 1580 bis 1885 geziert und seither im Vorarlberger Landesmuseum gestanden hatte, restauriert und vor Ostern 1953 wieder in der Pfarrkirche aufgestellt. Damit war die Renovierung abgeschlossen.

Im Zweiten Weltkrieg waren fast alle Kirchenglocken der Pfarre der Erzeugung von Kriegsgeräten zum Opfer gefallen. Es mag eine Sternstunde für Konrad Renn gewesen sein, als es 1954 gelang, in beispielgebender Zusammenarbeit von Pfarre, Gemeinde und Bevölkerung die Mittel für die Anschaffung von 13 Glocken für die Pfarrkirche und die Emser Kapellen in zwei Monaten aufzubringen.

Ein Wort noch zum eifrigen und verdienstvollen Heimatforscher Konrad Renn, dem vorzüglichen Kenner der Emser Familiengeschichte. Er legte die Matrikenbücher und die Register dazu mit großer Umsicht an, und als Krone seiner ortskundlichen Forschung schuf er das Emser Familienbuch und verfolgte die alten Familienstämme soweit als möglich zurück.

In den fünfziger Jahren wurde Pfarrer Konrad Renn von Bischof Dr. Paulus Rusch, dem ehemaligen Emser Pfarrhelfer (1934 – 1936), zum Geistlichen Rat ernannt. Am 30. Juni 1957, anlässlich des goldenen Priesterjubiläums, ernannte die Gemeindevertretung in einer Sondersitzung einhellig Pfarrer Konrad Renn zum Ehrenbürger der Marktgemeinde Hohenems. Damit sollten seine Verdienste um Ems gebührend gewürdigt werden, und diese Ehrung freute ihn, der nie viel auf Titel gegeben hatte, ganz besonders.

Sein Gesundheitszustand ließ immer mehr zu wünschen übrig, und am 8. September 1959 gab der Ehrenbürger von Hohenems, Geistlicher Rat Konrad Renn, seine Seele dem Schöpfer zurück.

Herbert Fenkart, 1984

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