Jakob-Hannibal-Straße

1909 benannt. Sie führt im Ortszentrum von der Schweizer Straße über den Emsbach, kreuzt die Graf-Maximilian-Straße und mündet in die Bahnhofstraße.

Jakob Hannibal 1530 – 1587

Jakob Hannibals Vater war der Emser Ritter und Landsknechtführer Wolf Dietrich, der 1528 Clara de Medici geheiratet hatte. Sie stammte aus Mailand und war eine Schwester des späteren Papstes Pius IV. und durch ihre Schwester Margarethe, die Mutter des heiligen Karl, mit der mailändischen Familie der Borromeo verschwägert. Als Wolf Dietrich, erst 31 Jahre alt, an einem Schlaganfall starb, hinterließ er sechs unmündige Kinder. Das älteste war Jakob Hannibal, am 13. Mai 1530 geboren.

Durch den frühen Tod seines Vaters kam Jakob Hannibal unter Vormundschaft seiner italienischen Verwandten. Schon als Sechzehnjähriger lernte er das Kriegshandwerk in den Auseinandersetzungen zwischen den Protestanten und den Katholiken kennen. Auch auf italienischen Kriegsschauplätzen zeichnete er sich im kaiserlichen Heer aus. Später diente Jakob Hannibal als Kriegsobrist dem spanischen König Philipp II. bei der Eroberung eines wichtigen Korsarenstützpunktes in Nordafrika und in langwierigen Kämpfen in den Niederlanden, wobei sich die emsischen Fähnlein immer wieder auszeichnen konnten.

Mit der Wahl ihres Onkels Gian Angelo de Medici zum Papst (Pius IV.) begann für die Emser der Aufstieg. Schon am 27. April 1560 erhob Kaiser Ferdinand I. Schloss und Haus Hohenems zur Reichsgrafschaft. Jakob Hannibal wurde päpstlicher Gesandter am spanischen Hof, später Generalgubernator sämtlicher Truppen des Kirchenstaates. Sein Bruder Markus Sittikus wurde Kardinal und Bischof von Konstanz.

Nachdem sich verschiedene Heiratspläne zerschlagen hatten, kam es am 6. Jänner 1565 zur Hochzeit Jakob Hannibals mit der erst vierzehnjährigen Hortensia Borromeo, der Stiefschwester des Kardinals Karl Borromeo. Papst Pius IV. nahm selbst die Trauungszeremonie in Rom vor. Ein pompöses Festbankett und ein großes Turnier vor etwa 50.000 Zuschauern schloss die Feierlichkeiten ab.

Auf Betreiben des Kardinals Markus Sittikus wurde 1563 in Hohenems, am Fuß des Schlossberges, vom italienischen Baumeister Martino Longo mit dem Bau des Palastes und den Adaptierungsarbeiten auf dem mittelalterlichen Stammschloss begonnen, um für die Südländerin Hortensia bessere Wohnbedingungen zu schaffen. Bis zum triumphalen Einzug des sehr reich gewordenen Jakob Hannibal und seiner Gemahlin im Jänner 1567 war die düstere Wehranlage im neuen Renaissancestil wohnlicher gestaltet worden.

Höhepunkt und willkommene Abwechslung war der mehrtägige Aufenthalt des Kardinals Karl Borromäus im Jahr 1570 in Hohenems. Dieser Besuch ist im linken Chorfenster der Pfarrkirche Sankt Karl dargestellt.

Immer wieder unterbrochen von seinen Kriegszügen im Dienst des spanischen Königs Philipp II. nach den Niederlanden und einer Reise an den Hof zu Madrid, bei der er für seine treuen Dienste 1587 die Grafschaft Gallarate nordwestlich von Mailand verliehen bekam, lebten Hannibal und seine wachsende Familie auf Altems, zeitweilig auch, da er Vogt von Feldkirch war, auf der Schattenburg.

Fünf Kindern schenkte Hortensia das Leben, davon gingen Kaspar und Markus Sittikus durch besondere Leistungen in die Geschichte ein. Als die junge Frau, erst 28 Jahre alt, an den Pocken starb (1578), befand sich Jakob Hannibal in den Niederlanden und jagte Kriegsruhm und Kriegsbeute nach.

Nach seiner Heimkehr beschäftigte er sich mit den Problemen in seiner Grafschaft und in den Herrschaften Feldkirch, Bregenz und Hohenegg, deren Vogt er 20 Jahre lang war. 100.000 Gulden hatte er 1567 Erzherzog Ferdinand in Innsbruck als Darlehen gegeben und dafür die genannten Herrschaften zum Pfand erhalten. Als Jakob Hannibal den Versuch unternahm, die ihm verpfändeten Herrschaften für immer zu erhalten und so ein erbliches Fürstentum der Emser in den Herrschaften vor dem Arlberg zu schaffen, leisteten die Vorarlberger Landstände dem verschuldeten Erzherzog freiwillige Geldzahlungen, und mit Hilfe weiterer Darlehen konnte Erzherzog Ferdinand dem Emser Grafen 1587 das Darlehen zurückzahlen und die Pfandschaft lösen. Den „Vorarlbergern“ war ein loses Untertanenverhältnis zum fernen Landesherrn in Innsbruck lieber als die Möglichkeit, Untertanen des mitten im Land selbst residierenden Landsknechtsobersten Jakob Hannibal zu sein. Der politische Machttraum des Burgherrn von Hohenems war zerstört.

Aber außer dem robusten Landsknechtführer alter Schule gab es auch den zu einem Aristokraten herangereiften Jakob Hannibal, „der seinen ländlichen Adelssitz am Alpenrhein zu einer erstaunlich kultivierten Stätte hohen Lebensstiles und abendländischer Geistespflege emporzuheben vermochte“. (Welti, Jakob Hannibal, S. 390).

Graf Jakob Hannibal ließ eine neue Kirche bauen (1576 – 1580), die allgemein „Hannibalkirche“ genannte Vorläuferin unserer heutigen Pfarrkirche. Sie bekam durch eine mit dem Palast direkt verbundene Hofloge und durch Grabmäler, Totenschilde und wappengeschmückte Fenster immer mehr den Charakter einer Hofkirche. Die Herkunft des berühmten Renaissance-Altars, der heute noch die Pfarrkirche Sankt Karl ziert, ist nicht eindeutig geklärt, dürfte aber um 1580 im Auftrag des Grafen Jakob Hannibal vom Feldkircher Bildschnitzer Dieffolt vollendet worden sein. Den Palastbau im Renaissancestil übernahm Jakob Hannibal von seinem Bruder Kardinal Markus Sittikus und führte ihn weiter, ebenso den Bau des Lusthauses und des Gästehauses (heutiges Rathaus).

Jakob Hannibal ließ Burg Altems erweitern und samt dem Felsrücken auf der Miss mit einem hohen Wall umgeben. Er sorgte aber auch für wohnlichere Ausgestaltung durch Hunderte von fürstlichen Geschenken in Form von kostbaren und auserlesenen Kunstwerken aus Flandern, Spanien und Italien. Seine  umfangreiche Büchersammlung spiegelte den abendländischen Geist der damaligen Zeit wider. Religiöse, historische, politische, medizinische, juristische und pädagogische Schriften und Bücher bildeten den Hauptteil der immer mehr anwachsenden Bibliotheca Emsiana.

Am 27. Dezember 1587 starb Graf Jakob Hannibal. Sein Sohn Kaspar ließ ihm ein Grabmal errichten, das heute in einer Nische über dem Hauptportal der Pfarrkirche Sankt Karl angebracht ist.

Dr. Ludwig Welti verfasste eine hervorragende Biographie über „Graf Jakob Hannibal I. von Hohenems, 1530-1587″ und schrieb als Untertitel: „Ein Leben im Dienste des katholischen Abendlandes“. Das Buch erschien 1954.

Heribert Fenkart, 1984

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