Wildbachstraße

1909 benannt Verbindung von der Kaiser-Franz-Josef-Straße zur Kaiser-Josef-Straße.

Die Wildbachstraße ist nach dem zwischen dem Weiler Boden und dem „oberen Schütz“ entspringenden Wildbach benannt. Der Wildbach, auch Pelzreutebach genannt, bildete mit dem Krebsgraben lange Zeit die Grenze zwischen den beiden Diözesen Chur und Konstanz. Unter römischer Herrschaft hatte das ganze Gebiet des heutigen Vorarlberg zur Diözese Chur gehört. Unter den Merowingern – in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts – wurde das inzwischen alemannisch gewordene Unterland dem neu gegründeten Bistum Konstanz angeschlossen. Dieses wurde übrigens der größte Kirchensprengel auf deutschem Boden und erstreckte sich vom Sankt Gotthard bis nach Ludwigsburg nördlich von Stuttgart. Die Diözesangrenze quer durch Hohenems brachte es mit sich, dass die Weiler Boden, Schwefel und Bauern kirchlich nach Götzis und damit zur Diözese Chur gehörten, der Hauptteil unseres Ortes hingegen zur Diözese Konstanz. Ein Mitglied der Hohenemser Grafenfamilie, Markus Sittikus III., Bruder des Grafen Jakob Hannibal, erhielt den Kardinalspurpur verliehen und stand der Heimatdiözese Konstanz als Bischof vor. Er hielt sich jedoch die meiste Zeit in Rom auf und ging als einflussreicher Kirchenfürst unter dem Namen Kardinal Altems in die Geschichte ein. Er war der Kunst gegenüber sehr aufgeschlossen und lebte auch sonst ganz im Sinn der Renaissance. Er hat den Bau des hiesigen Palastes veranlasst und somit Vorarlberg zum einzigen und bedeutungsvollen Renaissancebau verholfen.

Die kirchliche Aufsplitterung Vorarlbergs auf drei Diözesen fand erst im Jahr 1818 ihr Ende, als nämlich unser Land zur Gänze dem Bischof von Brixen unterstellt wurde, allerdings mit einem Generalvikar in Feldkirch. In der Kapelle zu „Unserer Lieben Frau“ im Schwefel wird diese historische Besonderheit auf Hohenemser Boden durch Wappentafeln der drei Diözesen Chur, Konstanz und Brixen zur Erinnerung wachgehalten.

Norbert Peter, 1984

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