Lustenauer Straße

1909 benannt. Landesstraße L 203, die beim Kobel bei Götzis von der L 190 abzweigt und über Altach und  Bauern nach Lustenau führt.

Jahrhundertelang führte der Handelsweg vom Bodenseehafen Fußach über Lustenau und dann dem Rhein entlang über Bauern, Altach, Mäder und Koblach nach Feldkirch. Später wurde der Weg von Bauern zum Kobel und nach Götzis umgeleitet. Auf dieser Straße transportierten die Rodfuhrleute die billigeren Massengüter, wie Korn und Salz, während die Strackfuhrleute die wertvolleren Kaufmannsgüter beförderten. Vielfach wurden die Waren aber auch auf Ledinen (Schiffe) den Rhein herauf bis nach Bauern gebracht und erst dort auf Fuhrwerke umgeladen. Feldkirch war insbesondere an dem einträglichen Kornhandel zwischen Oberschwaben und Graubünden interessiert und errichtete um 1500 in der Nähe der Schiffslände in Bauern ein Kornhaus und ein Wirtshaus. Diese direkt an der Emser Grenze liegende Siedlung war nach dem ersten Wirt namens Pur benannt worden.

Die Straße, für deren Erhaltung die Gerichte Höchst-Fußach und Götzis zuständig waren, führte durch Einöden und Eichenwälder und wurde immer wieder vom Rhein weggerissen. Die Höchster und Fußacher, die die Straße mit ihren Rodfuhrwerken am meisten benutzten, wollten aber von der Wegerhaltung nichts wissen, weshalb es immer wieder zu Streitereien kam. Graf Kaspar wollte aus dem lebhaften Durchfuhrhandel ebenfalls Nutzen ziehen und ließ zunächst aus dem Ortszentrum nach Bauern eine Straße anlegen und dort eine Taverne errichten. Nach der Fertigstellung des Palastes und der höfischen Gartenanlagen im Jahr 1613 aber verwirklichte Graf Kaspar einen Plan seines Onkels, des Kardinals Markus Sittikus, indem er um etliche tausend Gulden zum Missfallen der Feldkircher, die Straße vom Rhein in den Ort und von dort in gerader Richtung zum Schwefelbad und weiter zum Kobel leitete, wo sie wieder mit der alten Rheinstraße zusammentraf. Auch noch im 18. Jahrhundert gab die von den Höchstem und Fußachern geflissentlich verwahrloste Rheinstraße von Lustenau nach Bauern immer wieder Anlass zu heftigen Beschwerden und Klagen. Ihr Zustand war so schlecht, dass die Güterwagen oft umzustürzen drohten. Auch wurde sie vom Rhein immer wieder unterspült, weshalb öfters Pferde und Wagen in den Fluss fielen.

Nun nahm sich das Oberamt in Bregenz der Sache an und unterbreitete der Verwaltung den Plan einer vom Rhein abgerückten neuen Straße und deren Einbindung in die 1768/69 neu errichtete Straße von Bregenz über Hohenems und Götzis nach Feldkirch. Am 24. April 1781 entschieden sich die für die österreichischen Vorlande zuständigen k. k. Regierungs- und Kammerräte in Freiburg für den Bau einer neuen geradlinigen Chaussee von Lustenau über Schweizerhaus, Seelache und Bauern zum Kobel, die innerhalb von zwei  Jahren vollendet sein musste. Dies war das Ende der alten Rheinstraße und die Geburtsstunde der Lustenauer Straße.

Der Verlauf dieser neuen Lustenauer Straße blieb in den inzwischen vergangenen zwei Jahrhunderten im wesentlichen gleich. Interessant dürfte rückblickend sein, dass die Kreuzung der Straße mit dem Seelachendamm durch einen Einschnitt im Damm erfolgte. In die gemauerten Seitenwände waren je zwei kräftige U-Eisen eingelassen. Im Fall eines neuerlichen Einbruches des Rheins oberhalb des Seelachendammes konnten in die U-Schienen starke Dielen eingeschoben und der Zwischenraum mit Sandsäcken ausgefüllt werden. Dadurch war der Damm wieder geschlossen.

In der Mitte der sechziger Jahre wurde die Lustenauer Straße im Bereich von Hohenems in der jetzigen Form ausgebaut und erhielt auch gleich eine moderne Beleuchtung. Der Bau der Autobahn zwang schließlich im Gebiet Seelache zur Verlegung und Überführung der Straße über die Autobahn und den Seelachendamm.

Bernhard Babutzky, 1984

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