1960 benannt. Abzweigung von der Rheinfähre. Sackgasse. Privatweg.

Die Straße hat ihren Namen von einer verhältnismäßig großen Flur, die ihren Namen wiederum von den Ablagerungen der vielen Rheinüberschwemmungen hat. In grauer Vorzeit reichte der Bodensee bis nach Sargans hinauf und vereinigte sich dort mit dem Walensee und dem Zürichsee. Der Boden des Rheintales lag, wie eine Tiefbohrung beim ehemaligen Gasthaus zum „Landhaus“ ergab, rund 180 Meter unter dem heutigen Meeresspiegel. In diesen See schob der Rhein die Schuttmassen aus den Bergen immer weiter vor, sodass sich mit der Zeit ein Rücken bildete. Daneben entstanden einzelne abgeschnittene Seen, die entweder durch weitere Ablagerungen des Rheins infolge einer Laufänderung aufgefüllt wurden oder vertorften. Die riesigen Torfschichten beiderseits des Rheins sind heute noch Zeugen hiefür. Noch vor 2000 Jahren dürfte das Rheintal total versumpft gewesen sein, denn der römische Schriftsteller Strabo schrieb um die Zeit Christi, der „Rhenus“ wälze sich durch Sümpfe in einen See.

Je mehr sich das Bett des Rheins hob, desto mehr drangen die Kieslager gegen den Bodensee vor und überlagerten den Sand und Schlamm, der sich vorher dort abgesetzt hatte. Mit der Anhebung der Höhe des Flussbettes stieg aber in zunehmendem Maß die Gefahr von Ausbrüchen und Überschwemmungen. Die anliegenden Gemeinden konnten sich nur durch ständige Wuhrbauten gegen den ungestümen Fluss wehren. Diese verursachten den Gemeinden solche Lasten, dass sie darunter fast zusammenbrachen. Trotzdem durchbrach der Rhein immer wieder seine Dämme, erstickte die Fluren in wochenlang liegenden Seen und verwüstete weite Flächen durch Kies, Sand und Schlamm. In Lustenau wurde die Pfarrkirche zweimal, 1206 und 1548, von den tobenden Fluten weggerissen.

Verfolgt man die Chronik der Hochwässer, so sieht man, dass der Rhein in jedem Jahrhundert mehrmals über die Ufer trat. Die früheste uns bekannte Überschwemmung war 1206. Überflutungen erfolgten auch 1276, 1343, 1374, 1480, 1511, 1537, 1548, 1566, 1571 und 1585. Weitere Unglücksjahre waren 1609, 1618, 1627, 1640 und 1670. Im 18. Jahrhundert wurden die Überschwemmungen des Rheins durch die Erhöhung des Bettes immer verderblicher, sodass bald jede größere Anschwellung zu Ausbrüchen des Stromes und zu Überflutungen des Tales führte. Das fürchterlichste Hochwasser, das man kennt, war im Jahr 1762. Damals fielen zwischen dem 9. und 11. Juli über alle Gebirge vom Sankt Gotthard bis nach Tirol hinein gewaltige Niederschläge. Der Rhein und alle Zuflüsse tobten und wüteten wie nie zuvor. In Bludenz wurden 52 und im Gericht Sonnenberg 126 Häuser von der Ill weggerissen. Viele Menschen und Tiere gingen zugrunde. Der Rhein brach an mehreren Stellen mit großem Toben und Wüten gleichzeitig aus und verwüstete das ganze Land von Ragaz bis nach Altenrhein. Die Leute mussten sich in die oberen Stockwerke und bei niedrigen Häusern sogar auf die Dächer flüchten. Erst nach drei Tagen fiel das Wasser langsam und ließ im Talgrund eine Schlammdecke von ein bis vier Fuß, stellenweise sogar bis sechs Fuß Dicke zurück (1 Fuß = etwa 30 cm). Weitere Überschwemmungen in diesem Jahrhundert waren 1739, 1743, 1750, 1756, 1758, 1769, 1770, 1775, 1785, 1787, und 1789.

Auch im vergangenen Jahrhundert gab es 14 Überschwemmungsjahre, wovon das Jahr 1817 das  schlimmste war, denn da brach der Rhein gleich dreimal aus, nämlich am 15. Juni, am 2. Juli und am 28. August. Das letzte Hochwasser war das furchtbarste, weil der Rhein am rechten Ufer bei Ruggell, Bangs, Meiningen, Koblach, Mäder, Brugg und Gaißau die Dämme durchbrach. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Bodensee im Jahr 1817 den höchsten bekannten Seestand aufwies. Andere Überschwemmungsjahre dieses Jahrhunderts waren 1816, 1821, 1846, 1849, 1853, 1855, 1860, 1868, 1871, 1872 und 1885.

Die beiden letzten Überschwemmungen waren nochmals besonders arg. Im September 1888 brach der Damm bei Meiningen, die Fluten wälzten sich bis nach Koblach, vereinigten sich mit den bei Mäder ausgebrochenen Wassermassen und verwandelten die ganze Ebene bis an den Bodensee in eine einzige Wasserfläche. Am 30. August 1890 brach der Rheindamm bei Altach-Bauern. Wieder wurde die ganze Gegend bis zum See vom tobenden Fluss unter Wasser gesetzt. In Hohenems reichte das Wasser bis zum Eisenbahndamm. Die Häuser in Bauern standen tief im Wasser und konnten nur mit Gondeln erreicht werden. Da das Rheinbett höher lag als das umliegende Land, sah die Einbruchstelle wie ein Wasserfall aus. Wochenlang floss der Rhein durch das Tal, ehe es endlich gelang das Dammloch zu schließen.

Um der Rheinnot endlich Herr zu werden, schlossen die Schweiz und Österreich am 30. Dezember 1892 einen Vertrag über die internationale Rheinregulierung. Ein großes Aufatmen ging durch alle Rheintalgemeinden, als alle Kirchenglocken den Vertragsabschluss verkündeten. Dieser sah zwei Begradigungen, die Erhöhung der Dämme und eine kräftige Absenkung der Flusssohle vor. Zuerst wurde der Fußacher Durchstich gebaut, doch der Rhein wartete die feierliche Eröffnung gar nicht ab, sondern durchbrach 1900 selbst den letzten Damm und wälzte sich ins neue Bett. Nach der Sanierung der Zwischenstrecke bei Lustenau wurde der Diepoldsauer Durchstich in Angriff genommen und am 18. April 1923 eröffnet. Dadurch wurden die Rheindämme von Hohenems weit abgerückt und hier der Grundwasserspiegel gesenkt. Allerdings konnten durch die Erhöhung der Dämme die Binnengewässer nicht mehr in den Rhein geleitet werden. Der Koblacher Kanal, der sich bisher oberhalb des Seelachendammes in den Rhein ergoss, musste zum Teil neu gebaut und nun der Dornbirner Ache zugeführt werden. Durch seine Tieferlegung war es jetzt möglich, nach und nach die weiten Felder von Hohenems zu entwässern und einer intensiveren Nutzung und auch der Bebauung zuzuführen. Die Folgen der jahrhundertelangen Rheinüberschwemmungen sind aber in Hohenems auf der Talebene noch überall zu spüren. Die Böden sind tiefgründig, Torf-, Lehm- und Lettenschichten sind übereinander gelagert, wodurch viele Häuslebauer gezwungen sind zu pilotieren. Am Rhein draußen bedecken Sand und Letten noch weite Gebiete. In der Gegend der heutigen Großkläranlage der Abwasserregion Hohenems-Götzis lag bis zwei Meter dick reiner Sand, der jahrzehntelang abgegraben und direkt zum Hausbau verwendet werden konnte. Daher trägt die Flur und seit 1960 auch diese kleine Zufahrtsstraße die Bezeichnung „Im Sand“.

Bernhard Babutzky, 1984

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