1956 benannt. Sie führt entlang des Emsbaches von der Jakob-Hannibal-Straße zur Angelika-Kauffmann-Straße.
Graf Kaspar 1573 – 1640
Am 1. März 1573 wurde Kaspar als ältester Sohn des Reichsgrafen Jakob Hannibal I. von Ems und seiner Gemahlin Hortensia, der Stiefschwester des Kardinals Karl Borromeo, auf Burg Altems geboren. Da seine Mutter schon 1578 starb, kamen Kaspar und sein jüngerer Bruder Markus Sittikus zu ihrem Onkel Karl Borromeo nach Mailand. Am 3. November 1584 war Kaspar mit seinem Vater Zeuge des erbaulichen Todes dieses großen Reformators und Asketen, dessen Andenken er zeitlebens pflegte und dessen Heiligsprechung er 1610 mitfeiern konnte.
Der Tod seines Vaters Jakob Hannibal im Jahr 1587 stellte den noch nicht fünfzehnjährigen Kaspar vor eine schwere Aufgabe. Er verwaltete die Grafschaft vorbildlich und zeigte bereits, auf welchen Gebieten seine Fähigkeiten lagen. 1589 trat er in Innsbruck als Kämmerer in die Dienste Ferdinands von Tirol und erhielt noch im gleichen Jahr die Vogtei Neuburg in Vorarlberg als Pfandherrschaft.
Graf Kaspar, ein vielbegehrter Heiratskandidat, feierte 1592 Hochzeit mit der gleichaltrigen Eleonore Philippine von Welsberg (Südtirol) und Primör (Trentino), die ihm in 22 glücklichen Ehejahren 13 Kinder gebar und als Opfer ihres Mutterberufes 1614 starb. Nur sieben ihrer Kinder erreichten das Erwachsenenalter, wobei vor allem der älteste Sohn Jakob Hannibal II. (1595 – 1646) durch seine Verschwendungssucht und Unfähigkeit den Eltern große Sorgen bereitete.
Durch den Tod naher Verwandter (Vetter, Bruder) und durch den Verzicht seines Bruders Markus Sittikus auf sein Erbe wurde Graf Kaspar 1604 Alleinherrscher in Hohenems.
Er und seine Familie wohnten zu dieser Zeit nicht mehr auf Burg Altems, sondern im Gästehaus (heutiges Rathaus). Auf Anraten seines Bruders und im Bewusstsein seiner Macht begann er nun, Hohenems als gewichtigen Residenzort auszubauen. Er ließ von 1603 bis 1610 den Renaissancepalast, von dem nur der vordere Haupttrakt stand und teils Graf Kaspar als Gästehaus diente, durch die beiden Seitenflügel erweitern und den Innenhof durch eine Mauer mit Blindfenstern gegen den unmittelbar dahinter aufragenden Schlossberg abschließen. Ein Paradestück wurde der zwei Stockwerk hohe und durch Galerien gegliederte und belebte, fast quadratische Festsaal (Rittersaal) mit seiner prachtvollen Kassettendecke. Nach italienischen Vorbildern angelegte Garten- und Parkanlagen vom Palast bis zum Rhein hinaus und der „Tiergarten“ sollten einen entsprechenden Rahmen bilden.
Im Palast wurde später auch die von Kaspars Vater Jakob Hannibal I. begonnene Bibliotheca Emsiana gut verwaltet und um manches neue Werk vermehrt. Wertvolle Bücher abendländischer und zeitgenössischer Literatur in italienischer, spanischer und französischer Sprache, auch in Latein und Mittelhochdeutsch, zum Beispiel die Handschriften A und C des Nibelungenliedes, waren in der wohl einmaligen Büchersammlung des Landes aufbewahrt.
Als Graf Kaspar mit seiner Familie 1610 den prachtvoll eingerichteten Palast bezog, war dieser mit den zwei Burgen Altems und Glopper, dem Lusthaus und dem Gästehaus das einzige höfische Zentrum im Land vor dem Arlberg und bot etwa 80 Personen Beruf und Verdienst.
Schon am 21. März 1605 hatte Graf Kaspar durch ein Edikt die Grundlage zum wirtschaftlichen Aufstieg der Gemeinde gelegt. Hohenems wurde dadurch zum Markt erhoben und erhielt durch die Schaffung der Dompropsteigasse, der heutigen Marktstraße, ein städtisches Aussehen.
Dieser Versuch einer Stadtgründung sollte das schon seit 1333 bestehende Stadtrecht realisieren, sollte dem Land zwischen Bregenz und Feldkirch einen neuen städtischen Mittelpunkt — Hohenems — verschaffen. Der Freibrief für die Bewohner der Dompropsteigasse – nach dem Konstanzer Dompropst Markus Sittikus von Ems benannt, der sie selbst ausgesteckt hatte – brachte unternehmungslustige Zuwanderer nach Hohenems. Die großzügige Förderung von Handel und Gewerbe, der Bau der Hauptstraße durch Ems zum vielbesuchten Schwefelbad und weiter nach Götzis-Kobel, die Gründung einer angesehenen Lateinschule und die erste Buchdruckerei im Land gaben dem Flecken Ems den Charakter eines rührigen Marktortes.
Während Kaspars 53-jähriger Regierungszeit in Hohenems wütete immer wieder die Pest und forderte viele Opfer. Er sah sich deshalb 1607 gezwungen, zwei neue Friedhöfe außerhalb des Dorfes zu schaffen. An beiden Begräbnisstätten ließ er auch je eine Kapelle bauen: Sankt Rochus in der Reute und Sankt Sebastian („San Tone„) im „Groß-Weilerhof“. Graf Kaspar hatte schon 1595 die Dreifaltigkeitskapelle im Schwefel und 1603 die Kapelle Sankt Johannes Nepomuk im Bauern errichten lassen. Im Jahr 1617 ließ er die Kapelle Sankt Karl beim Rathaus, dem heiligen Karl Borromäus geweiht, erbauen.
Graf Kaspars Bruder Markus Sittikus wurde im Jahr 1612 zum Erzbischof von Salzburg gewählt, und das bedeutete für das Haus Hohenems mehr Macht und Ansehen. Durch seine Bautätigkeit wurde Salzburg bedeutend schöner und sollte für die Emser Anlagen als Beispiel dienen.
Auf dem Reichstag zu Regensburg 1613, von Kaiser Matthias einberufen, waren der Fürsterzbischof von Salzburg und der Reichsgraf von Hohenems bemüht, ihr Ansehen beim Kaiserpaar und den Reichsfürsten zu steigern. Im gleichen Jahr gelang es dem Grafen Kaspar, die Reichsgrafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg durch Kauf in seinen Besitz zu bringen. Um 200.000 Gulden erwarb er gegen schärfste Konkurrenz diese Gebiete vom Grafen Karl Ludwig zu Sulz (westlich vom Bodensee gelegen), dessen Tochter Anna Amalia Graf Kaspar ein Jahr später, kurz nach dem Tod seiner Frau, in zweiter Ehe heiratete. Die gekauften Herrschaften grenzten zwar nicht unmittelbar an die Grafschaft Hohenems, waren aber nur wenige Wegstunden davon entfernt. Zwischen Vaduz und Hohenems lag das habsburgisch-österreichische Feldkirch, und es gelang Graf Kaspar, seine Vogtei Bludenz gegen die für ihn weit günstigere Vogtei Feldkirch zu tauschen. Kaspar führte jetzt den Titel „Graf zu Hohenems, Gallarate und Vaduz, Herr zu Schellenberg, Dornbirn und Lustenau, Vogt zu Feldkirch und Neuburg“, sein Bruder Markus Sittikus war als Fürsterzbischof von Salzburg auch der weltliche Herr dieses Landes.
Die Macht und Größe des Grafenhauses wurde durch die „Emser Chronik“, ein für die damalige Zeit hochelegantes Druckwerk, weitum bekanntgemacht. Diese erste historisch-geographische Landesbeschreibung der Landschaft vom Sankt Luziensteig (im Süden Liechtensteins) beiderseits des Rheins bis an den Bodensee mit besonderer Würdigung der Grafschaft Hohenems wurde im Auftrag des gräflichen Hauses vom langjährigen Diener Johann Georg Schlehen von Rottweil verfasst, dem Erzbischof Markus Sittikus von Salzburg gewidmet und in der Druckerei des Bartholome Schnell in Hohenems im Jahr 1616 herausgegeben. Historiker bezeichnen die „Emser Chronik“ als Reklame- und Propagandawerk
für weitere politische Schachzüge der Emser.
Das letzte gemeinsame Werk der Brüder Kaspar und Markus Sittikus, aus wirtschaftlichen Gründen in die Wege geleitet, war 1617 die Ansiedlung von zehn bis zwölf Schutzjuden mit Familien in einem eigenen Viertel am Emsbach. Graf Kaspar ließ für sie vier Häuser bauen, wofür die Juden Mietzins zu entrichten hatten. Die Bestimmungen des Schutzbriefes vom 1. Juli 1617 sollten den Juden in Hohenems eine gedeihliche Entwicklung ermöglichen, sie waren Ausdruck der Humanität und der Toleranz des Grafen Kaspar.
Über den Umbau der erst 35 Jahre vorher erbauten „Hannibalkirche“ ihres Vaters gerieten die ungleichen Brüder Kaspar und Markus Sittikus in Streit. Der leichtlebige, phantasievolle Erzbischof wollte nach Salzburger Vorbild eine doppeltürmige Barockkirche bauen, der haushälterische Graf Kaspar verzögerte aus Pietätsgründen den Umbau. Der frühe und unerwartete Tod des Erzbischofs Markus Sittikus von Salzburg am 9. Oktober 1619 beendete diese Auseinandersetzung. Kaspar kümmerte sich in den folgenden Jahren sehr um die künstlerische Ausgestaltung der bestehenden Kirche.
Im Jahr 1620 ließ Graf Kaspar dem sich im Krieg (Dreißigjähriger Krieg 1618 – 1648) und daher in ständiger Geldnot befindlichen Österreich die Summe von 100.000 Gulden anbieten und forderte dafür die Herrschaft über ganz Dornbirn und Höchst-Fußach-Gaißau, über Götzis, Mäder und Meiningen, wodurch vom Bodensee bis zum Luziensteig entlang des Alpenrheins ein emsischer Grenzstaat zur Schweiz hin entstanden wäre. Graf Kaspar hatte die Vision von einem Staat Unterrätien (Vorarlberg und Liechtenstein) und knüpfte bewusst an alte rätische Traditionen, um diesen neuen Staat völkisch und historisch gegen Österreich abzugrenzen. Die weltpolitischen Ereignisse (Schlacht am Weißen Berg im November 1620) brachten eine Wendung zugunsten Österreichs und machten die Herrschaftspläne der Emser zunichte. Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges ging auch an Hohenems nicht spurlos vorüber. Durchziehende Soldaten und Kriegshandlungen in unmittelbarer Nähe und die Gefangennahme seiner beiden militärisch unfähigen Söhne durch die Schweden 1632 bereiteten Graf Kaspar große Sorgen.
Er wusste nur zu gut, dass seine undankbaren, verschwendungssüchtigen Erben ihm kein würdiges Erinnerungsmal setzen würden, deshalb beauftragte er den Meister Hans Konrad Asper, der schon früher für die Emser Grafen gearbeitet hatte, aus dem in Hohenems gefundenen roten und grauen Marmor ein Grabdenkmal zu schaffen, das den ruhenden Grafen darstellt. Es steht im Altarraum der Pfarrkirche Sankt Karl. Graf Kaspar war ein friedlicher, toleranter Landedelmann, der zeitlebens versucht hatte, seine Residenz zu einem kleinen irdischen Paradies umzugestalten. Er war ein erfolgreicher, genau buchführender Wirtschaftsfachmann, der aber auch reichlich Werke der Humanität und des betont kirchlichen Mäzenatentums setzte. Am 10. September 1640 erlöste ein sanfter Tod den stillen Dulder Graf Kaspar.
Dr. Ludwig Welti verfasste eine hervorragende Biographie über „Graf Kaspar von Hohenems, 1573-1640″ und schrieb als Untertitel: „Ein adeliges Leben im Zwiespalte zwischen friedlichem Kulturideal und
rauher Kriegswirklichkeit im Frühbarock“. Das Buch erschien 1963.
Heribert Fenkart, 1984